Einbeck. „Ich liebe Rot“, sagt Gunhild Liljequist. Die 79-Jährige schreibt geduldig Autogramme auf 30 Jahre alte original Volkswagen-Prospekte - und auch auf die Klappe des Handschuhfachs eines samtroten VW Käfer.
Im Jahr 1984 hatte die VW-Designerin den Auftrag bekommen, ein Käfer-Sondermodell zu kreieren. „Es sollte etwas Hochwertiges im Innenraum sein“, erinnert sie sich. „Da bot sich roter Samt für die Sitze an, mit dunkelblauen Streifen, das fand ich ideal, das war gerade ‚in’ damals.“ Binnen einer Woche lag ihr Entwurf vor, er wurde angenommen.
Sieben samtrote VW Käfer mit ihren Besitzern standen am Wochenende vor dem PS-Speicher. Sie kamen aus Göttingen, Soest, Borken und Chemnitz zu dem von Marco Strohmeier (Einbeck) und Achim Schwermann (Bonn) erstmals organisierten Treffen. Mittendrin, in roter Jacke: Gunhild Liljequist.
Die studierte Porzellanmalerin begann 1964 als erste Volkswagen-Designerin überhaupt ihre Karriere. 27 Jahre lang entwarf Liljequist in Wolfsburg Lacktöne, Interieurs und Accessoires für zahlreiche, heute legendäre VW-Serien- und Sondermodelle. Der samtrote VW Käfer von 1984 gehört dazu, aber auch der Golfball als Schaltknauf oder Lacke mit Farbnamen wie Marathonblau oder Lofotengrün sind echte Liljequist-Erfindungen.
Für den samtroten Sonderkäfer ließ sich die Designerin ein Blattmotiv mit auslaufenden Streifen als charakteristischen Hingucker einfallen. Sie selbst habe übrigens nie einen samtroten VW Käfer besessen, sagt Gunhild Liljequist. „Obwohl es mein Lieblingsmodell ist.“ Als Volkswagen-Mitarbeiterin habe sie immer die neuesten Modelle fahren müssen, und das war damals eben nicht mehr der Käfer, sondern der Golf.
Hintergrund: 3000 samtrote Käfer wurden verkauft
Mit immer neuen, originell ausstaffierten Sondermodellen versuchte VW den Käfer zu Beginn der 1980er Jahre attraktiv zu halten, bevor die Produktion in Mexiko 1985 eingestellt wurde. Vom samtroten Sonderkäfer wurden von August 1984 bis Mitte 1985 knapp 3000 Stück verkauft. Wie viele es heute noch gibt, ist selbst für Oldtimer-Fans schwer zu sagen. 80 Adressen hat Organisator Marco Strohmeier aus Einbeck für das erste Treffen angeschrieben, doch viele besaßen ihren samtroten Käfer schon nicht mehr. (zfb)